Als Reaktion auf Krisen wie Krieg und Klimawandel ziehen sich die Deutschen einer Studie zufolge mehr und mehr ins Private zurück. Die bedrohliche Wirklichkeit klammern sie weitgehend aus und richten den Fokus auf ihre persönliche Lebenswelt.

So wird das eigene Zuhause liebevoll als Wohlfühloase hergerichtet - 93 Prozent der Befragten gaben an, es sich daheim so schön wie möglich zu machen. Für 84 Prozent hat auch das Miteinander mit Freunden und Familie an Bedeutung gewonnen - wobei dieser soziale Kreis zunehmend aus Gleichgesinnten besteht. Ein Gefühl von Selbstwirksamkeit erwächst vor allem aus der Beschäftigung mit sich selbst, etwa im Gym oder in der Yoga-Schule. Die «böse Außenwelt» wird so weit wie möglich ignoriert. «Das ist, als würde ein Verdrängungsvorhang heruntergelassen, der unsere eigene Welt von der da draußen abschottet», sagte der Psychologe Stephan Grünewald der Deutschen Presse-Agentur.

Die Studie, die das Kölner Rheingold-Institut in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Philosophie-Stiftung Identity Foundation erstellt hat, setzt sich zusammen aus einer repräsentativen Online-Befragung von 1000 Menschen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren und einer jeweils zweistündigen tiefenpsychologischen Befragung von 35 Probanden, bei deren Auswahl Aspekte wie Geschlecht, Alter, Bildung und politische Präferenz berücksichtigt wurden.

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