Vor fünf Jahren habe ich damit begonnen, mich vegan zu ernähren. Vor vier Jahren schrieb ich an dieser Stelle über meine Erfahrungen mit der neuen Lebensweise, der Artikel hieß "Verschärfte Wahrnehmung". Er war recht heiter und werbend, befasste sich mit Ernährung, mit Tierwohl und ausführlich auch mit den Argumenten der Skeptiker. Dieser neue Artikel ähnelt dem alten kaum. Hier und da wird er auf andere Weise heiter sein, aber gewiss nicht mehr so nett, und es kann auch nicht mehr nur um vegane Ernährung gehen. Vielmehr handelt er davon, was die ökologische Krise, oder besser: die Krise des Menschseins, mit uns macht, auch mit mir. Fünf Jahre "verschärfte Wahrnehmung", das hat eben Folgen. Vegan leben bedeutet, etwas weniger an der großen Zerstörung teilzunehmen und darum alltäglich etwas mehr von ihr wahrnehmen zu können. Und das wiederum verändert einen weitgehend – nicht nur mit Blick auf den Teller. Vegan, das hat sich herausgestellt, ist keine Diät, es ist ein heuristisches Verfahren, ein Blickwinkel.