Um eine neue Heimat zu schaffen, braucht es viele kleine Schritte: den Strich mit einem Farbpinsel etwa oder das Anbringen einer Wanduhr. Sven Schäfer kniet hinter der Tür von Raum Nr. 200. Malervlies bedeckt den Boden. "Eine neue Zeitrechnung hat begonnen", sagt er an diesem Tag im Oktober. Jetzt gebe es nur noch ein Davor und ein Danach. Ratsch! Mit einem Ruck zieht er einen Streifen Kreppband von der Rolle, reißt ihn ab und klebt ihn über die Fußleiste. Er würde die Zeit am liebsten zu dem Moment zurückdrehen, in dem die Menschen, die ihm eine zweite Familie waren, noch lebten. Aber wie zur Erinnerung an die Unerfüllbarkeit dieses Wunsches hängt im Flur vor der Tür eine große schwarze Uhr, deren Zeiger leise ticken.