05.
Mrz 2020

Wie funktioniert eine illegale Abschalteinrichtung?

Zahlreiche Autohersteller haben sich mit dem Einbau illegaler Abschalteinrichtungen in Dieselfahrzeugen strafbar gemacht. Doch was ist eigentlich eine illegale Abschalteinrichtung und wie funktioniert diese Manipulationssoftware?

Abschalteinrichtung bei Volkwagen: Manipulationssoftware als “Akustikfunktion” getarnt

Grundsätzlich dient eine illegale Abschalteinrichtung dazu, dass der Schadstoffausstoß eines Fahrzeuges auf dem Prüfstand die vorgeschriebenen Umweltrichtlinien erfüllt, obwohl dies im tatsächlichen Straßengebrauch nicht der Fall ist. Dieses Vorgehen wird von den verantwortlichen Autohersteller natürlich nicht offengelegt. In Der Folge wurden zahlreiche PKW auf der ganzen Welt zugelassen, obwohl ihr Schadstoffausstoß die vorgegebenen Grenzwerte eigentlich massiv überschritt.

Chroniken des Dieselskandals: Manipulation wurde zuerst bei Volkswagen entdeckt

Die erste Abschalteinrichtung wurde 2014 in den USA entdeckt. Dort bewarb Volkswagen seine neuen Dieselfahrzeuge in zahlreichen Werbeclips als besonders sauber. Dies wurde durch offizielle Prüfungen bestätigt. Davon unabhängige Tests an der West Virginia University legten jedoch nahe, dass durch diese sogenannten VW-Clean Diesel deutlich mehr Schadstoffe in die Luft gerieten als zunächst angenommen wurde.

Tatsächlich hatte Volkswagen den Schadstoffausstoß der eigenen PKW mittels einer Software in der Motorensteuerung manipuliert. Diese war unter dem Namen Akustikfunktion getarnt, hatte jedoch überhaupt nichts mit hörbarem Schall zu tun. Stattdessen erkannte die Software, wenn sich ein Fahrzeug auf dem Prüfstand befand, weil das Lenkrad währenddessen stillstand. In diesem Fall  wurde der Schadstoffausstoß massiv reduziert. 

Volkswagen musste weltweit elf Millionen Fahrzeuge zurückrufen.

Im tatsächlichen Straßenbetrieb, wenn das Lenkrad verwendet wurde,  war der Schadstoffausstoß hingegen deutlich höher. Nachdem der Skandal Ende 2015 endgültig öffentlich wurde, musste VW weltweit mehr als elf Millionen Fahrzeuge zurückrufen und mit einem neuen Software-Update ausstatten. Allein in Deutschland waren rund 2,4 Millionen Fahrzeuge davon betroffen.

Zwar wurde auch dieses Software-Update in Deutschland durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) genehmigt, doch eine ARD-Recherche legt nahe, dass Volkswagen auch dabei eine Abschalteinrichtung eingesetzt hat. Demnach würden die Updates nur bei Temperaturen zwischen 15 und 33 Grad zu einem geringeren Schadstoffausstoß führen. Dies hat zur Folge, dass die Fahrzeuge bei niedrigen Temperaturen teilweise noch mehr Schadstoffe ausstoßen als vor dem Update. 

Thermofenster: Wenn die Schadstoffreduzierung nur bei bestimmten Temperaturen funktioniert

Eine solche Abschalteinrichtung wird in Fachkreisen als Thermofenster bezeichnet. Neben Volkswagen kam diese Art der Abschalteinrichtung unter anderem auch bei Daimler- und Volvo-Modellen zum Einsatz. So stellte die Deutsche Umwelthilfe beispielsweise vor kurzem fest, dass der Volvo XC60 der Schadstoffklasse Euro 5 bei Temperaturen zwischen null und minus vier Grad zwölfmal mehr Stickoxide ausstieß, als es eigentlich erlaubt ist. Volvo selbst rechtfertigt den Einbau des Thermofensters als eine notwendige Maßnahme zum Motorenschutz.

EuGH befasst sich noch im März mit der Legalität von Thermofenstern

Tatsächlich ist eine Abschalteinrichtung dann legal, wenn die Einrichtung notwendig ist, um den Motor vor Beschädigung oder Unfall zu schützen und um den sicheren Betrieb des Fahrzeugs zu gewährleisten. Experten bezweifeln jedoch, dass dies hier der Fall ist. Die Generalanwaltschaft des  Europäische Gerichtshofs (EuGH) wird sich noch in diesem Monat zu der Legalität von Thermofenstern äußern. Nahezu alle Experten gehen davon aus, dass auch diese Form als illegal eingestuft wird. In der Folge könnten Millionen Fahrzeughalter weltweit die betroffenen Hersteller auf die Rückabwicklung verklagen und im Gegenzug den ursprünglichen Kaufpreis erhalten.

Diese Rechte haben Abgasskandal-Opfer

Vom Abgasskandal betroffene Fahrzeughalter können die Auszahlung des vollständigen Kaufpreises ihres Fahrzeuges bei dem jeweiligen Hersteller geltend machen und ihr Auto dafür zurückgeben. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, das Fahrzeug weiterzunutzen und einen Teil des Kaufpreises als Entschädigung zu erstreiten. Auf www.ra-goldenstein.de können Autobesitzer ihren möglichen Anspruch kostenfrei prüfen lassen.

 

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