Monsanto:Kampf gegen "Agent Orange"

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Während des Vietnamkrieges wurde in den Jahren 1962 bis 1971 ein Gebiet von insgesamt 2,5 Millionen Hektar mit Herbiziden besprüht. Zu 80 Prozent setzte das US-Militär dabei das hochgiftige, dioxinhaltige "Agent Orange" ein. (Foto: US Air Force/dpa)

55 Jahre, nachdem sie im Vietnam-Krieg mit Chemiewaffen besprüht wurde, verlangt eine Frau Entschädigungen von den Herstellern, darunter die Bayer-Tochter Monsanto. Am Montag verlor sie in erster Instanz vor einem französischen Gericht.

Von Leo Klimm, Paris

Es war im Herbst 1966, als die US-Kampfflieger das Gift über dem Dschungel Vietnams versprühten. Es habe sich angefühlt "wie ein klebriger Regen", der an ihrer Haut festgehaftet sei, erinnert sich Tran To Nga. Auch an den beißenden Geruch und an ihren heftigen Husten erinnert sie sich. In den folgenden Monaten warfen die amerikanischen Flugzeuge immer mehr vom Entlaubungsmittel "Agent Orange" über dem Dschungel ab, um die Verstecke der Widerstandskämpfer im Vietnam-Krieg zu zerstören. Tran, 1942 in der damaligen französischen Kolonie Indochina geboren, gehörte zu den Widerständlern. Heute, mit 79, kämpft sie noch immer.

Vor französischen Gerichten möchte Tran, die inzwischen in der Nähe von Paris wohnt, einen Präzedenzfall schaffen. Sie will die Verurteilung von 14 früheren Herstellern von "Agent Orange" erreichen, darunter der Bayer-Tochter Monsanto. Bisher haben nur frühere Soldaten der USA, Australiens und Südkoreas Kompensationen für die Gesundheitsschäden erhalten, die ihnen infolge des Chemiewaffeneinsatzes entstanden sind. Am Montag hat Tran ihren Prozess verloren - in erster Instanz. Über ihre Anwälte lässt sie sofort ankündigen, sie gehe in Revision.

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Die Chemiefirmen hätten "auf Befehl und namens des amerikanischen Staates gehandelt", entschieden die Richter der Pariser Vorstadt Évry. Dem Prinzip staatlicher Souveränität folgend könne die französische Justiz die USA samt der Helfer wie Monsanto nicht verurteilen, so das Gericht. Die Firmen genossen die gleiche Immunität wie ein Staat.

Trans Anwälte kritisieren diese Rechtsauffassung als überholt. Zudem hätten die Chemiehersteller seinerzeit nicht unter Zwang gehandelt, sondern das Gift auf öffentliche Ausschreibungen hin angeboten. Die technischen Anforderungen hätten auch keinen so hohen Anteil an Dioxin verlangt wie ihn "Agent Orange" besaß.

Im Vietnam-Krieg wurden zwischen 1962 und 1971 Millionen Menschen mit dem Pestizid verseucht. Noch heute verursacht es schwere Krankheiten. Tran To Nga selbst hat mehrere schwere davon erlitten, die sie auf "Agent Orange" zurückführt: Brustkrebs, Tuberkulose, Diabetes, Bluthochdruck. Eine ihrer Töchter verstarb früh mit einer Fehlbildung des Gehirns, die anderen leben - aber mit Leiden. Tran verlangt 200000 Euro Entschädigung. Es geht ihr, sagt sie, vor allem um Gerechtigkeit. Sie sagt: "Ich bin sehr stur."

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